Geologie und Kreidegewinnung
Lägerdorf zeichnet sich besonders durch sein reichhaltiges Kreidevorkommen aus. Es hat eine große Bedeutung für die Region - die Schreibkreide wird auch als „Weißes Gold“ bezeichnet.
Geschichte der Lägerdorfer Schreibkreide
Die Lägerdorfer Schreibkreide entstand im sogenannten Kreidezeitalter (vor 135 - 65 Millionen Jahren). Norddeutschland war zu jener Zeit von einem warmen, flachen „Kreidemeer“ bedeckt, das Verbindungen zum Urozean Thetys hatte, der Europa und Afrika trennte. Mikroskopisch kleine, im Meer schwebende einzellige Algen (Coccolithophoriden) bildeten zu ihrem Schutz winzige Kalkplättchen aus. Nach ihrem Absterben sanken sie zum Grund und bildeten im Laufe des Kreidezeit alters mehrere Hundert Meter dicke Schichten aus weißer Schreibkreide. Man nimmt heute an, dass die Ablagerung von ein bis zwei Zentimetern Sediment etwa 1.000 Jahre dauerte. Für die in Lägerdorf angenommene Schichtdicke von circa 400 Metern waren demzufolge gut 20 Millionen Jahre erforderlich.
Unter der Auflast dieser und späterer Ablagerungen kam es an einigen Stellen zum Auftrieb der unter der Schreibkreide liegenden Salzschichten. Dadurch wurde auch die Schreibkreide selbst gehoben, sodass man sie heute an einigen Stellen oberflächennah finden kann. In Lägerdorf beträgt die Abraumschicht über der Schreibkreide drei bis zehn Meter. Die abbauwürdige Fläche beträgt etwa zehn Quadratkilometer.
Beschaffenheit und Verwendung der Schreibkreide
Seit etwa dem Jahr 1740 ist die Kreide in Lägerdorf bekannt und wird seitdem auch genutzt. Die Hauptmenge der Ablagerungen besteht aus mikroskopisch kleinen Kalkplättchen von winzigen Meereslebewesen. Diese kalkhaltigen Panzer werden auch Coccolithen genannt. Daneben kann man mit etwas Glück auch größere Fossilien finden (Belemniten oder „Donnerkeile“, Seeigelpanzer u. a.).
Das „Weiße Gold“ besteht zu etwa 96 - 98 Prozent aus Calciumcarbonat (CaCO3). In den Kreidegruben sind auch zentimeterdicke Flintsteinlagen anzutreffen. Diese aus reiner Kieselsäure (SiO2) bestehenden Ablagerungen haben ebenfalls einen biologischen Ursprung; sie stammen hauptsächlich von Kieselalgen. Verglichen mit anderen Kreidegruben (z.B. ehemalige Grube Hemmoor nahe Stade/Niedersachsen) ist das Lägerdorfer Vorkommen vergleichsweise flintsteinarm. Es liefert daher einen besonders hochwertigen Rohstoff für die Zement-, Kalk- und Füllstoffherstellung (Papier, Kunststoffe). Bei dem derzeitigen Verbrauch reichen rund um Lägerdorf die Vorräte für die Zementproduktion noch bis circa 2090.
Kreidegruben in und bei Lägerdorf
Die Kreidegrube Saturn grenzt an die Gemeindegrenze von Lägerdorf. Hier ruht der Kreideabbau seit 2002.
Im Jahr 2000 wurde westlich von Lägerdorf das Erweiterungsgebiet Grube Heidestraße aufgeschlossen. Dies ist derzeit im Abbau. Die Kreide wird hier von der Holcim (Deutschland) GmbH mit Schaufelradbaggern abgebaut, zu Schlamm verarbeitet und über eine Pipeline ins Zementwerk gepumpt. Bei dem derzeitigen Verbrauch reichen die Vorräte für die Zementproduktion voraussichtlich bis 2038 – also noch knapp 20 Jahre. Im Gebiet Heidestraße werden nach dem Abbau die Wasserpumpen abgestellt, sodass sich ein circa 170 Hektar großer „Kreidesee“ über die ehemaligen Gruben Heidestraße und Schinkel ausbilden wird. Im Jahr 2038 wird das Abbaugebiet in den Osten Lägerdorfs, nach Moorstücken, verlagert. Hier wird die Kreide zukünftig nicht mehr im offenen Tagebau, sondern zum größten Teil durch einen innovativen Unterwasserabbau gewonnen. Dadurch werden die Umwelteinwirkungen auf die Umgebung auf ein Minimum reduziert.