“Zeit, dass sich was dreht!”
Beim FORUM:BAU 2023 ging es um die Zukunft des Bauens.
Das Bauen der Zukunft muss anders sein als das Bauen der Vergangenheit und Gegenwart - darüber herrschte beim FORUM:BAU in der Grand Hall der Zeche Zollverein in Essen Einigkeit. Über den Weg, das Tempo und den Fokus auf dem Weg zu Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Dekarbonisierung der Branche wurde in vielen Runden, Vorträgen und Workshops diskutiert und konstruktiv gestritten.
Dass sich etwas ändern muss, betonte Holcim Deutschland CEO Thorsten Hahn in seiner Begrüßung: Aus dem etablierten “Holcim Bauforum” sei nicht ohne Grund das “FORUM:BAU” entstanden: Die Veränderung bringe zum Ausdruck, dass Holcim als Gastgeber in den Hintergrund trete. Es gehe darum, ein Forum zu bieten, in dem gemeinsam das Bauen der Zukunft diskutiert und gestaltet werden kann. Daher steht dieser Begriff nun auch vorn und der Wechsel der Wortreihenfolge verkörpert zudem den dringenden Bedarf der Veränderung. Oder, wie Hahn passend zum Ruhrgebiet Herbert Grönemeyer zitierte: “Es ist Zeit, dass sich was dreht!”.
FORUM:BAU: Nachdenklich, kritisch, kontrovers
Erstmals auf zwei Bühnen wurden diese Drehung, ihre Notwendigkeit und ihre Folgen aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert: Der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar schilderte die Herausforderung für kommende Generationen anhand seiner Enkel, die mutmaßlich die Hauptlast heutiger und vergangener Entwicklungen tragen werden müssen. “Wir befinden uns in großen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Wer diese verschläft, wird hinten überfallen”, so Yogeshwar. Kontrovers wurde der Vortrag von Cradle2Cradle-Pionier Prof. Michael Braungart aufgenommen, der z.B. die heutige Kreislaufwirtschaft als “primitivstes Downcycling” bezeichnete und eine Verlängerung der Arbeitszeit vorschlug. Gerade dank solcher zunächst sehr herausfordernden Überlegungen, war der Vortrag eine große Bereicherung des Forums.
Auch die Vielfalt der persönlichen und beruflichen Hintergründe der Referent:innen beförderte die Diskussion: So appellierte der renommierte Architekt Christoph Ingenhoven an die Verantwortung seiner Zunft, vor dem Hintergrund in Zukunft mehr Menschen mit weniger Ressourcen versorgen zu müssen: “Es ist unsere Verantwortung, was wir bauen. Seien Sie mutig!”. Auch sein Kollege Professor Peter Schwehr von der Hochschule Luzern betonte in seinem Vortrag den gesellschaftlichen Aspekt des Bauens: “Der Klimawandel ist keine Ideologie, er ist Physik, der wir uns stellen müssen.”
Zwei Bühnen, drei große Themen
Auf der Expertenbühne ging es darum, wie sich Modelle und Erkenntnisse in der Praxis umsetzen lassen - zum Beispiel durch Urban Mining oder Lösungen zur Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden. Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung waren hier die Schlagworte, die als zentrale Elemente für den Wandel der Branche definiert wurden. Bei der Diskussion um neue digitale Vertriebsmodelle im Baustoffhandel wurde schnell klar: “Das Potenzial ist hier noch lange nicht ausgeschöpft”, so Maximilian Kieser, Leiter Digital Business & Strategy bei Holcim.
Neben den vielfältigen Vorträgen waren auch Diskussionen und Workshops Teil des Programms. Mehrmals betrat mit Anna Goldhofer auch die Co-Founderin von Critical Friends die Bühne. Die Gruppe verfolgt das Ziel, andere zu motivieren und zu befähigen, ein Teil der nachhaltigen Transformation zu werden. Damit vertrat sie mit anderen die junge Generation auf dem FORUM:BAU: “Veränderung fällt oft nicht leicht. Aber man kann sie üben und am Ende macht es Spaß.” lautete ein positives Fazit ihrer Beiträge, in denen sie aber auch nicht mit Kritik sparte. Auch drei StartUps erhielten die Gelegenheit, sich und ihre Geschäftsmodelle zu präsentieren.
FORUM:BAU: Positiver Ausblick
Der letzte Vortrag des Tages kam von einer weiteren Vorreiterin des Nachhaltigen Bauens, der DGNB-Geschäftsführerin Dr. Christine Lemaitre: “Wenn wir Transformation wirklich wollen, müssen wir raus aus der Komfortzone”. Sie rief aber auch dazu auf, ehrlich auf die Probleme zu schauen und nicht zu übersehen, was heute in den Diskussionen wenig im Fokus steht.
Insgesamt zählten die Veranstalter rund 500 Teilnehmer:innen, von denen knapp 100 das FORUM:BAU digital verfolgten. Vor Ort wurde der Raum - oder besser: das Forum - zum intensiven Austausch genutzt. Für Holcim CEO Thorsten Hahn stand in seiner Verabschiedung fest, dass man die vielfältigen Eindrücke und speziell die besonders überraschenden Gedanken nach dem langen Tag “erstmal sacken lassen” müsse. Was bereits jetzt feststeht: Holcim wird auch 2024 wieder ein Forum für die Branche anbieten.
“Nach dem heutigen Tag bin ich umso zuversichtlicher, dass wir in einem Jahr schon viele weitere Schritte auf dem Weg zum ‘Bauen der Zukunft’ gegangen sind”, so Thorsten Hahn.
“Wichtig dafür ist, dass wir den heute begonnenen Dialog fortsetzen - hoffentlich haben Sie die Chance genutzt und neue Kontakte geknüpft!”
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